Gesundheitliche Vorgaben
Was sind die wichtigsten Änderungen bei den gesundheitlichen Vorgaben durch die Seelotseignungsverordnung?
Die wichtigsten Änderungen bei den Gesundheitsvorgaben durch die neue Seelotseignungsverordnung sind die Einführung eines Belastungs-EKGs (zuvor Ruhe-EKG) und die Erweiterung der Untersuchung von 4 Blutwerten (GPT, GOT, HbA1, Kreatinin). Der genaue Umfang der Untersuchung ergibt sich aus der Anlage 1 der Seelotseignungsverordnung. In unserer Gegenüberstellung können Sie die wichtigsten Unterschiede zu den bisherigen Vorgaben der Seelotsenuntersuchungsverordnung erkennen.
Warum ist ein Belastungs-EKG erforderlich?
Seelotsen müssen für ihre Tätigkeit eine körperliche Grundfitness haben, um beispielsweise problemlos Lotsenleitern auf- und abzusteigen. Durch ein Belastungs-EKG können mögliche gesundheitliche Störungen z. B. des Herzens zuverlässig nach wissenschaftlichen Standards erkannt werden. Die Überprüfung dient damit dem Schutz des Seelotsen selbst und gewährleistet zudem jederzeit sichere Lotsungen zur Sicherung des Seeverkehrs.
Welche Vorgaben gibt es für das Belastungs-EKG?
Die Vorgaben für das Belastungs-EKG für Seelotsen richten sich nach dem Stand der Wissenschaft, aktuell nach dem "Leitfaden für die Ergometrie bei arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen nach DGUV Grundsätzen" der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung mit Stand vom Oktober 2014. Das Belastungs-EKG wird sitzend auf einem Fahrrad-Ergometer durchgeführt. Die zu erbringende maximale Leistung (Watt-Zahl) ist abhängig vom Geschlecht, Alter und Gewicht der zu untersuchenden Person. Beispielsweise muss ein 50jähriger Mann mit einem Gewicht von 80kg eine Höchstleistung von 170 Watt erbringen.
Ersetzt das Belastungs-EKG die Vorgaben zum Body-Mass-Index?
Nein, Seelotsen müssen sowohl die Vorgaben zum Belastungs-EKG als auch zum Body-Mass-Index (BMI) erfüllen, da mit den Methoden jeweils unterschiedliche Erkrankungen erkannt werden können. Ein Belastungs-EKG dient dem Identifizieren möglicher Herzkrankheiten und arteriellen Hochdrucks. Bei einem BMI von 40 kg/m² und mehr (= Ausschluss der Seelotseignung) liegt eine extreme Adipositas (Grad III) vor, bei der das Risiko für Begleiterkrankungen sehr hoch ist. Diese Begleiterkrankungen umfassen nicht nur Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, sondern auch Stoffwechselerkrankungen (zum Beispiel Diabetes mellitus Typ 2), Erkrankungen des Bewegungsapparates (z. B. Knie- oder Hüft-Arthrose) oder Erkrankungen von Organen (z. B. der Niere, Leber oder Gallenblase).
Ich habe erhöhte Kreatinin-Werte, da ich sehr viel Sport mache. Ist das ein Problem für meine Seelotseignung?
Nein, wenn der Grund für erhöhte Kreatinin-Werte nachvollziehbar intensive Sportausübung ist, gibt es keine Probleme mit der Seelotseignung. Bei der Bewertung der Grenzwerte wird der individuelle Gesundheitszustand der untersuchten Person mitberücksichtigt.
Warum gibt es für Seelotsenbewerber im Vergleich zu Seelotsen keine strengeren Gesundheitsvorgaben mehr?
Die bisherige Annahme, nach der ältere Seelotsen nur dann die Gesundheitsvorgaben erfüllen können, wenn für Berufseinsteiger (Seelotsbewerber) strengere Anforderungen gelten, ist fachlich nicht belegbar. Entscheidend ist, dass alle Seelotsen unabhängig von ihrem Alter festgelegte gesundheitliche Mindeststandards erfüllen. Zudem hat sich bei Seeleuten die 2014 vorgenommene Angleichung der Anforderungen für Ersteinsteiger und Befahrenen in der Maritimen-Medizin-Verordnung bewährt. Aus diesem Grund sind die bisher strengeren Vorgaben für Seelotsenbewerber in der Seelotseignungsverordnung angepasst worden.
Was gilt für Lotsen, die außerhalb von Seelotsrevieren tätig sind?
Es gelten die gleichen Vorgaben wie für Seelotsen auf Seelotsrevieren. Überseelotsen dürfen zusätzlich keine gesundheitlichen Einschränkungen nach der Spalte 5 der Tabelle 6.2 der Anlage 1 der Maritimen-Medizin-Verordnung haben. Dabei geht es um Gesundheitsstörungen, die eine Tätigkeit auf Seeschiffen in der weltweiten Fahrt ausschließen.