Vor 70 Jahren: Der Untergang der "Melanie Schulte"

Das Ostfriesische Landesmuseum Emden zeigt in einer Sonderausstellung die Hintergründe des Untergangs des deutschflaggigen Schiffes "Melanie Schulte" im Dezember 1952. Das spurlose Verschwinden des in Emden gebauten Schiffes und der Tod der 35 Besatzungsmitglieder erregte damals viel Aufmerksamkeit – und bewegt auch heute noch. (24.11.2023)

Am 21.12.1952 gab der Funker der "Melanie Schulte" eine Meldung ab, nach der sich das Wetter imModell der Melanie Schulte 300x200 Seegebiet rund um das Schiff verschlechtern werde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Schiff im Nordatlantik etwa 90 Seemeilen westlich der schottischen Inselgruppe der Hebriden. Es sollte das letzte Lebenszeichen der 35-köpfigen Besatzung bleiben. Seitdem ist das Schiff spurlos verschwunden.

Der Untergang der "Melanie Schulte" war damals für die Angehörigen der Seeleute ein Schicksalsschlag. In den Medien und der Öffentlichkeit erregte das Unglück viel Aufmerksamkeit. Viele Fragen blieben unbeantwortet: Hatte der Kapitän eine falsche Route gewählt und das Schiff war auf ein unterseeisches Felsenriff aufgelaufen? Brach der Stückgutfrachter, der Erz geladen hatte, im schweren Seegang auseinander? Oder hatte der missglückte Stapellauf auf der Emder Schiffswerft am 9. September 1952, als das Schiff auf der Ablaufbahn steckenblieb, die Rumpfstrukturen des Schiffes beschädigt?

Rettungsring der Melanie SchulteDie Ausstellungsmacher haben Akten gesichtet sowie Angehörige und Fachleute befragt. Sie räumen auf mit Gerüchten und Mythen, die seit über 70 Jahren über den Untergang der "Melanie Schulte" erzählt werden. Jede mögliche Ursache für das Unglück wird dargestellt, analysiert und bewertet.

 Vollständige Gewissheit über die Ursachen des Untergangs der "Melanie Schulte" wird es dagegen wohl nie geben. Das Seeamt Hamburg kam nach seiner Verhandlung im April 1953 zu folgendem Schluss:

"Die Ursache des Unfalls ist nicht ermittelt, weil Augenzeugen der Katastrophe nichtStapellauf der Melanie Schulte vorhanden sind. Hierüber sind nur Vermutungen, jedoch keine bestimmten Feststellungen möglich. Wahrscheinlich hat das Zusammentreffen einer ungewöhnlichen Schlechtwetterlage einschließlich Wind und See und Dünung und den hierdurch bedingten Resonanzen der Schiffseigenperioden mit der Seegangsperiode zu einer derart hohen Druckbeanspruchung im Schiff geführt, dass ein so schnelles Zusammenbrechen des Schiffes erfolgt ist, dass auch zur Abgabe eines Funkspruches keine Möglichkeit mehr bestand."

Die Sonderausstellung "Melanie Schulte - Schiff, Unglück, Mythos" läuft noch bis zum 28. Januar 2024 im Ostfriesischen Landesmuseum in Emden.