Ärzte-Fortbildung des Seeärztlichen Dienstes
Auf Hoher See ist ärztliche Hilfe weit weg. Schiffe brauchen oft mehrere Tage bis zum nächsten Hafen, für Rettungshubschrauber sind die Distanzen unüberbrückbar. Während dieser Zeit müssen Nautikerinnen und Nautiker die medizinische Versorgung von Erkrankten übernehmen. Auf deutschflaggigen Schiffen helfen dabei die medizinische Ausbildung der nautischen Offiziere, die gut ausgestattete Bordapotheke, das Medizinische Handbuch See und die Möglichkeit, sich funkärztlich beraten zu lassen. Doch all das kann nie ganz den Notfallmediziner ersetzen, der an Land sofort herbeieilen würde.
Umso wichtiger ist es sicherzustellen, dass Männer und Frauen, die auf Seeschiffen arbeiten, physisch und psychisch gesund sind. In Deutschland führen derzeit 63 Ärztinnen und Ärzte Seediensttauglichkeitsuntersuchungen für den Seeärztlichen Dienst (SÄD) durch. Um vom SÄD zugelassen zu werden, sind einige Grundvoraussetzungen zu erfüllen - allem voran eine Facharztzulassung für Allgemeinmedizin, Arbeitsmedizin, Anästhesiologie, Chirurgie oder Innere Medizin sowie eine mindestens vierjährige Berufserfahrung in diesem Bereich. Außerdem ist eine vierwöchige praktische Erfahrung auf einem Seeschiff obligatorisch, die vom Marine-Background bis hin zu einem Reederei-Praktikum reichen kann. Nach der Zulassung durch den SÄD müssen die Ärztinnen und Ärzte mindestens 300 Seediensttauglichkeitsuntersuchungen in drei Jahren durchführen, um mit der besonderen Thematik vertraut zu bleiben. Und auch stetige Weiterbildung ist wichtig.
Alle drei Jahre müssen Ärztinnen und Ärzte, die Seediensttauglichkeitsuntersuchungen durchführen, an einer Schulungsveranstaltung des Seeärztlichen Dienstes teilnehmen. In der Regel finden diese Schulungen in den Räumen des SÄD in Hamburg statt. Aber allen Medizinern, die Meer wollen, wird Meer geboten – und sie können sich für eine Schulung an Bord anmelden. Diesmal ging es auf die Fähre MS Helgoland, in den letzten Jahren auch mal auf das Segelschiff Alexander von Humboldt II, das Forschungsschiff Polarstern und das Kreuzfahrtschiff AIDAprima.
An der Schulung vom 28. April nahmen fünfzehn Ärztinnen und Ärzte teil. Fachleute des Seeärztlichen Dienstes informierten unter anderem über das Seearbeitsgesetz, die psychischen Belastungen in der Seefahrt, den psychologischen Eignungstest für Seelotsenbewerber und neue Diabetes-Warnsysteme. Später hatten alle Gäste die Möglichkeit, sich von Kapitän Ewald Bebber in Kleingruppen durchs Schiff führen zu lassen, vom Maschinenraum über die Krankenstation bis hinauf auf die Brücke. Dabei wurde wieder einmal deutlich: Ein Seeschiff mit seinen teilweise winzigen Räumen, steilen Treppen und schwankenden Böden ist ein sehr spezieller Arbeitsplatz. Auch deswegen sind die Tauglichkeitsuntersuchungen so wichtig.