BSH-Präsidentin: „Die Schifffahrt kann noch weiblicher werden“
Schiffe wurden schon in der Antike als weiblich angesehen. Selbst wenn sie männliche Namen tragen, wie die Gorch Fock, spricht man von ihnen in der weiblichen Form, auch auf Englisch heißt ein Schiff „she“. Auch wenn sich nicht wirklich ermitteln lässt, warum das so war und ist, lässt sich feststellen, dass die Besatzung noch immer zu weit über 90 Prozent männlich ist.
Doch die Schifffahrt wandelt sich. Die Branche wird komplexer. Auf den Schiffen hält die Automatisierung bis hin zur autonomen Schifffahrt Einzug, unterstützt durch künstliche Intelligenz. „Die Fähigkeit, in Netzwerken zu arbeiten, Informationen zu sammeln, zusammenzuführen und zu teilen“, so die Präsidentin der zentralen maritimen Behörde, „ist heute auf den Schiffen ebenso gefragt wie ein kooperativer Führungsstil und zukünftig sogar die Fähigkeit, auf Distanz zu führen. Zunehmend sind in dieser global agierenden Branche Fähigkeiten gefragt, die besonders Frauen auszeichnen“.
Die Schifffahrt entwickle sich zu einer immer spannenderen, offenen, bunten und experimentierfreudigen Branche, die vor allem im Bereich der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit durch Innovationen von sich reden mache. An Bord ändern sich die Anforderungen. Zunehmende Automatisierung soll es den Besatzungen zukünftig ermöglichen, für einen beschränkten Zeitraum das Schiff einem „autonomen Wachoffizier“ zu übergeben. Dies führe zu einer Entlastung für die Schiffsbesatzungen. Mit dem zunehmenden Einsatz autonomer maritimer Systeme könnte für die Seeleute auch die Notwendigkeit abnehmen, permanent an Bord sein zu müssen. Das alles seien Entwicklungen, unter denen die Schifffahrt sich auf dem stark umkämpften Nachwuchskräftemarkt besser behaupten könne. Dafür sei es auch notwendig, dass Barrieren abgebaut werden, die Frauen von der Entscheidung für einen Beruf in der Schifffahrt abhalten, und ein Arbeitsumfeld geschaffen werde, das die berufliche Teilnahme aller an der maritimen Branche ermögliche.
„Durch Innovation und fortschreitende Automatisierung der Systeme entstehen auch landseitig zunehmend Arbeitsplätze, z.B. an den Schnittstellen zwischen Schiff, Land und Hafen,“ so Dr. Kammann-Klippstein.
Nach Angaben des Verbands Deutscher Reeder arbeiten an Bord der deutschen Handelsflotte rund 6.900 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Lediglich sechs Prozent von ihnen sind Frauen. Nach dem aktuellen Bericht über die Belegschaft der Seeleute 2021 (Seafarer Workforce Report 20219) des Ostseeischen und Internationalen Schifffahrtsrats (The Baltic and International Maritime Council – BIMCO) und der Internationalen Schifffahrts-Kammer (International Chamber of Shippung – ICS) seien lediglich 1,2 Prozent der rund 1,9 Millionen Seeleute weltweit Frauen.
Um den Anteil von Frauen in der Schifffahrt zu erhöhen, hat die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (International Maritime Organization – IMO) den 18. Mai zum „Internationalen Tags der Frauen in der Seeschifffahrt“ ernannt.