Mach Mee(h)r in der Ausbildung!

Die Corona-Pandemie hat in vielen Branchen zu einem Rückgang der Ausbildungszahlen geführt. Die Seeschifffahrt war bisher kaum betroffen, zeigt der Jahresbericht 2020 der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt. Doch für 2021 deutet sich ein spürbarer Rückgang bei den Neuverträgen für Schiffsmechaniker-Azubis an. Außerdem bewegen sich die Ausbildungszahlen für die Bord-Ausbildung insgesamt auf einem zu niedrigen Niveau. (10.11.2021)

BBS Bild zum JahresberichtartikelIm Jahr 2020 haben 129 junge Leute eine Schiffsmechaniker-Ausbildung begonnen, darunter zwölf Frauen. In 2019 waren es 128 Auszubildende, darunter neun Frauen. Die Zahl an Ausbildungsbetrieben sank von 38 im Jahr 2019 auf 33 im Jahr 2020. Und die Zahl an Berufsanfänger/innen einschließlich Offiziersanwärter/innen, die von der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt e.V. (BBS) betreut wurden, sank von insgesamt 304 im Jahr 2019 auf 283 im Jahr 2020. Der Jahresbericht 2020 der BBS zeigt alles in allem also nur geringe Veränderungen zu 2019, was angesichts der Corona-bedingten Einschränkungen nicht selbstverständlich war. Dennoch muss die maritime Branche ihre Ausbildungsbemühungen gerade jetzt verstärken. Und das aus verschiedenen Gründen.

Der Fachkräftebedarf in der maritimen Wirtschaft ist immens, der Bedarf an Nachwuchskräften deshalb ebenso. Die aktuell rund 300 von der BBS betreuten Berufsanfänger pro Jahr können den Bedarf bei Weitem nicht decken. Zwar hatte in der Vergangenheit der Druck auf die Reeder, Nachwuchs zu finden, durch den Einbruch der Weltwirtschaft zu Anfang der Coronazeit vorübergehend nachgelassen. Doch diese Entspannung war nicht von Dauer.

Leider ist auch zu erwarten, dass sich die Corona-Pandemie mit zeitlicher Verzögerung doch noch auf die Ausbildungszahlen in der Seeschifffahrt auswirken wird: Denn in den letzten anderthalb Jahren sind die Präsenzmessen und Anwesenheits-Veranstaltungen für Berufseinsteiger entweder ganz ausgefallen oder sie konnten nur digital angeboten werden. Zudem war der Zulauf zu den digitalen Veranstaltungen gering, so dass die BBS weit weniger Interessenten als in normalen Jahren erreichen konnte. Die Folge: In diesem Jahr deutet sich bei den neuen Ausbildungsverträgen für Schiffsmechaniker ein spürbarer Rückgang an.

Unklar ist außerdem, ob die Pandemie die Attraktivität der maritimen Branche auch grundsätzlich negativ beeinflusst. Beispielsweise wird Seeleuten oft noch immer der Landgang verwehrt – entweder, weil die leitenden Offiziere oder die Reederei befürchten, dass sich jemand an Land ansteckt, oder weil sich der Landgang manchmal sogar darauf auswirkt, ob ein Schiff den nächsten Hafen anlaufen darf oder nicht. Auch die Ablösezeiten des Bordpersonals sind in vielen Fällen noch immer unzumutbar lang. Die BBS setzt sich deshalb dafür ein, dass die Systemrelevanz von Seeleuten international nicht nur in der Theorie anerkannt wird, sondern durch praktische Maßnahmen auch konkret und nachprüfbar umgesetzt wird. Unterstützung erfährt die BBS von den Sozialpartnern VDR und ver.di, den Seemannsmissionen, dem Seeärztlichen Dienst und der deutschen Flaggenstaatverwaltung.

Um junge Menschen für eine Ausbildung in der Seeschifffahrt zu begeistern, trägt die BBS auch selbst dazu bei, die Ausbildungsbedingungen zu verbessern - zum Beispiel durch die neue Webseite www.machmeer.de: Seit Mai stellt sie jungen Menschen alle wichtigen Infos und Ansprechpartner über maritime Ausbildungsgänge auf See und an Land zur Verfügung. Auch auf Facebook, Instagram, Twitter, Youtube ist "Mach Meer" präsent. Zurzeit wird mit Hochdruck an neuen Angeboten für die Website gearbeitet. „Wir stellen Tutorials auf die Seite, die beispielsweise zeigen: Wie fülle ich den betrieblichen Ausbildungsplan aus?", erklärt Sabine Zeller, Geschäftsführerin der Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt. „Außerdem möchten wir regelmäßig Videokonferenzen anbieten, in denen Organisatorisches rund um die Ausbildung besprochen wird. Denn unser Ziel ist es, die Auszubildenden nicht nur aus der Distanz zu betreuen." Die Dienststelle Schiffssicherheit der BG Verkehr ist übrigens bei machmeer.de mit "im Boot", denn sie unterstützt mit ihren Fachleuten die laufende Pflege der Webseite.

Natürlich holt die Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt nicht nur die Auszubildenden an Bord: Auch die Ausbilder selbst werden über die Website angesprochen - und eine Kampagne zur weiteren Information und Fortbildung ist in Arbeit. Das gemeinsame Ziel ist, die Ausbildungszahlen in der Seeschifffahrt stabil zu halten oder - noch besser - sogar wieder zu steigern. Dafür steht die Berufsbildungsstelle Seeschifffahrt Reedern mit Rat und Tat zur Seite – ganz gleich, ob es um konkrete Fragen zu Ausbildungsgängen oder zur Ausbildungsförderung geht oder ob eine Reederei noch allgemein überlegt, zum Ausbildungsbetrieb zu werden. Infos gibt's auf www.machmeer.de, telefonisch, per E-Mail oder persönlich vor Ort.