Tag des Seefahrers 2020
Seeleute arbeiten normalerweise rund sechs Monate an Bord und erholen sich dann in ihrem Urlaub von der herausfordernden Schichtarbeit auf Seeschiffen. Wegen der Corona-Pandemie sind Crew-Wechsel an vielen Orten auf der Welt nicht oder nur sehr erschwert möglich. Dadurch erhöht sich die Arbeitsdauer an Bord auf teilweise über ein Jahr - am Stück! Die zermürbende Ungewissheit, wann man endlich an Bord abgelöst wird, drückt auf die Seele vieler Seeleute. Der Warentransport über See geht unterdessen weiter – muss weitergehen, um die Menschen auf den Teilen der Erde zu versorgen und die Wirtschaft am Laufen zu halten. Doch nur geistig und körperlich voll einsatzfähige Seeleute können eine sichere Schifffahrt gewährleisten.
Deshalb konzentriert sich die IMO mit ihrem diesjährigen Tag des Seefahrers auf den Ursprung dieses Gedenktages: "Seeleute sind systemrelevant". Seeleute können am 25. Juni in den sozialen Medien unter #SeafarersAreKeyWorkers ihre Erfahrungen während der Pandemie mit anderen teilen. Außerdem geht es darum, Seeleuten in diesen außergewöhnlichen Zeiten Anerkennung und Dank für ihre Arbeit entgegenzubringen.
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) appelliert in einer Pressemeldung erneut an die Regierungen weltweit, Crew-Wechsel wieder möglich zu machen, damit sich die untragbare Lage der Seeleute nicht weiter zuspitzt. Dafür hat die IMO zusammen mit dem VDR und vielen anderen Beteiligten der Schifffahrt ein Verfahren zum sicheren Crew-Wechsel entwickelt und veröffentlicht. Auch ver.di und die weltweit tätige Seeleutegewerkschaft ITF setzen sich auf verschiedenste Weise lokal und global für Seeleute ein und haben so unter anderem für wichtige medizinische Versorgung von Seeleuten in Not gesorgt. Doch der VDR konstatiert: "Mittlerweile warten 200.000 Seeleute auf Schiffen auf Ablösung, weitere 200.000 an Land auf ihren Einsatz an Bord". Auch wenn einige Länder, zu denen auch Deutschland gehört, Crew-Wechsel mittlerweile organisiert haben, bleiben diese noch die Ausnahme.
Ein wichtiger Anlaufpunkt für Seeleute bleiben die Seemannsmissionen. Allerdings findet auch hier vielerorts kein regulärer Betrieb statt. Mit Bordbesuchen und -lieferungen versuchen die Mitarbeiter der Seemannsmissionen seelisch und verpflegend zu unterstützen. Damit die Seelsorge auch kontaktlos möglich ist, bietet die Deutsche Seemannsmission auf der neueingerichteten Website https://www.dsm.care/ eine Chat-Seelsorge für Seeleute. Denn gerade jetzt in Zeiten der Corona-Pandemie brauchen die Seeleute alle Unterstützung: auf politischer und auf menschlicher Ebene.